Fortbewegung, Ressourcen, Konsum: in vielen Bereichen läuft die Nachhaltigkeitsdebatte auf Hochtouren. Weniger beachtet ist ein Bereich, in dem es viel Potenzial gibt. Das nachhaltige Waschen.
Abhängig davon, wie viele Personen in einem Haushalt leben, läuft die Waschmaschine unter Umständen einmal täglich. Da das praktische Gerät die Arbeit übernimmt, mitunter im Gespann mit einem Wäschetrockner, fällt Verbraucher*innen nicht auf, wie viel Wasser, Waschmittel, Zusätze und Energie hier draufgehen (ausser vielleicht beim Blick auf die Stromrechnung). In der Praxis waschen wir jedoch fast alle viel zu häufig, zu aufwendig und ohne die Waschmaschine optimal auszunutzen. Mit einigen Tipps lässt es sich jedoch einfach nachhaltig waschen – das freut die Umwelt und das Portemonnaie!
Nachhaltig waschen 1: weniger waschen geht auch
In unseren meist kühleren Breiten muss nicht jedes getragene Kleidungsstück sofort in die Wäsche. Unterwäsche natürlich schon, aber Blusen, Hosen, Pullis und andere Bekleidung ist nach einmaligem oder zweimaligem Tragen nicht schmutzig. Sofern das gute Stück nicht nach Schweiss riecht, kann man es auf einen Bügel hängen und auslüften. Das geht prima auf dem Balkon, aber auch in der Wohnung.
Nachaltig waschen 2: Vorwaschgang nur bei starker Verschmutzung
Der bei vielen Maschinen automatisch aktivierte Vorwaschgang ist häufig gar nicht notwendig. Nur wenn wirklich schmutzige weisse Wäsche effektiv behandelt werden soll, macht das komplette Programm Vorwäsche + Hauptwaschgang bei 60°C oder mehr Sinn. Ansonsten: einfach weglassen oder die Öko-Einstellung der Maschine bevorzugen.
Nachhaltig waschen 3: alles eine Frage der Temperatur
Kleidung, auch Unterwäsche, braucht keine Hochtemperaturen, um sauber zu werden. Für den Grossteil unserer Wäscheladungen reicht ein Waschgang bei 40°C vollkommen aus. Beim Schleudern kann man ebenfalls herunterschalten, denn auf der höchsten Stufe wird die Wäsche zwar fast trocken, doch das regelmässige starke Schleudern belastet die Kleidungsstücke.
Nachhaltig waschen 4: es gibt Bio-Alternativen für Waschpulver
Viele stark beworbene Waschmittel versagen nicht nur im Warentest, sie werden auch meist überdosiert. Dabei gibt es andere Möglichkeiten. Waschpulver kann man selber herstellen oder innovative Gadgets wie Waschkugeln ausprobieren. Denn der Sinn des Waschmittels ist nicht direkt die Reinigung. Es wirkt, indem es die Oberflächenspannung des Wassers aufhebt und ihm ermöglicht, tiefer ins Gewebe einzudringen. Zusätzlich ist Waschpulver mit Duftstoffen versetzt, die später den „sauberen“ Geruch erzeugen. Waschkugeln heben ebenfalls die Oberflächenspannung auf und sind bei allen Waschgängen, in denen keine stark verschmutzten Kleidungsstücke durchgewirbelt werden, ausreichend. Wenn es unbedingt „Frische-Duft“ sein soll, kann man einen Tropfen Duftöl hinzu geben, und verschwitzte Kleidung kann man vor dem Waschen in einer Mischung von Wasser und Essig im Verhältnis 3:1 einweichen.
Nachhaltig waschen 5: Weichspüler kann sogar schaden
Ein überschätzter Zusatz ist auch der vielfach eingesetzte Weichspüler. Er ist unnötig und in manchen Fällen sogar schädlich, nämlich dann, wenn Textilien Elastan enthalten. Badesachen, Leggings, elastische Pullis und Sportkleidung wird durch Weichspüler zwar weich, aber schnell auch schlabbrig. Und gnadenlos weichgespülte Handtücher, wie sie die Werbung suggeriert, trocknen weit weniger gut als unbehandeltes Frottee. Das liegt daran, dass die Zusätze die Textilfasern mit einem fettbasierten Film überziehen. Der Stoff wird also nicht weicher, sondern nur künstlich auf weich getrimmt.
Nachhaltig waschen 6: mit Hausmitteln Flecken entfernen
Vor dem Waschen wird hartnäckigem Schmutz und Flecken heute oft mit chemischen Helfern zu Leibe gerückt. Auch das muss nicht sein. Bei vielen Flecken helfen Hausmittel: Blutflecken lösen sich durch Einweichen in kaltem (!) Wasser, mit Salz bestreute Rotweinflecken verschwinden in der Wäsche. Die Vorbehandlung mit Gallseife ist ebenfalls sehr effektiv, die kleinen Seifenstücke sind in vielen Geschäften jedoch weniger prominent platziert als die „chemische Keule“. Gerade für die Behandlung von Flecken gibt es jede Menge Tipps und Tricks, wie sie Mama und Oma noch kannten. Bei der Nutzung der Waschmaschine lässt sich also eine Menge einsparen. Oft genügt es, das eigene Verhalten zu überdenken und die Waschgänge pro Woche bewusst anstatt nur nebenbei auszuführen. Wer einen oder zwei Tage später eine grössere Menge Kleidung in die Trommel packt und bei Temperatur und Schleuderstufe herunterschaltet, hat schon viel getan!