Die Bezeichnung ist vielleicht neu, aber dahinter steckt Altbekanntes. „Whataboutism“ oder „Whataboutismus“ ist ein uralter Rhetoriktrick, der dabei helfen soll, Diskussionen mit Argumenten zu gewinnen, die in Wirklichkeit gar keine sind, da sie mit der Sache an sich nichts zu tun haben. Was „Whataboutisten“ damit beabsichtigen und wie du damit umgehst, wollen wir heute thematisieren.
Der Begriff stammt aus dem Englischen und benennt folgende Strategie: ein Argument wird vorgebracht, sofort kommt ein Einwand „Und was ist mit…?“ - auf English „What about…?“. Vielleicht kommt dir das genauso bekannt vor wie uns. Durch unseren Einsatz für Natur und Umwelt, werden auch wir bei NIKIN manchmal in solche Diskussionsmuster verwickelt. Zwei Beispiele:
„Ich lebe vegan, um meinen ökologischen Fussabdruck klein zu halten.“
„Und was ist mit dem Auto, das du täglich fährst?“
oder
„Ich unterstütze ein Forstprojekt in Uganda, weil die Welt mehr Bäume braucht.“
„Und was ist mit all den Flugmeilen auf deinem Konto?“
Flucht nach vorn
Vergleichbare Diskussionen sind aus umweltpolitischen Debatten bekannt – weil solche Killer-Konter besonders bei Klimathemen gut funktionieren. Wir wissen mittlerweile alle, dass es in Bezug auf die Umwelt immer etwas gibt, das wir optimieren könnten. Das mach zuweilen auch etwas Angst und man stellt sich die Frage: Kann ich überhaupt noch einen positiven Unterschied machen?
Wem im Hinblick darauf noch das eigene Ungenügen vor Augen geführt wird, wählt oft die Flucht nach vorn: Gegenseite diskreditieren, um davon abzulenken, dass man sich vielleicht auch Gedanken um das eigene Handeln machen könnte. Im schlimmsten Fall wird damit nicht nur eine spannende Unterhaltung ausgebremst, sondern der ökologische Fortschritt an sich. Whataboutismus kann auf der anderen Seite auch sehr kränkend sein. Vor allem dann, wenn man trotz guter Absichten ständig damit konfrontiert wird.
Whataboutismus fair kontern
Da hilft nur eines: Ruhe bewahren und eine kurze Denkpause vor der Antwort einlegen. Stellst du fest, dass das Gegenargument deines Gesprächspartners nichts mit dem angeschnittenen Thema des Gesprächs zu tun hat, lenkst du mit deiner Antwort wieder zurück – auch dann, wenn das „What About“-Argument grundsätzlich nicht falsch ist. Beobachte einmal bei öffentlichen Gesprächen, etwa Talkshows, das Verhalten geschulter Moderator*innen. Gerade bei Fällen von Whataboutismus greifen sie ein und sorgen dafür, dass sich das Gespräch nicht im Kreis dreht.
Hilfreich sind Antworten wie:
„Du hast Recht, aber kommen wir erst einmal auf unser Thema zurück.“
oder
„Wir können darüber gern im Anschluss debattieren, wenn wir in diesem Punkt zu einem Ergebnis kommen.“
oder einfach ganz direkt:
„Dein Argument ist valid aber Whataboutism.“
Das ruhige, bestimmt vorgebrachte Zurücklenken nimmt dem Gesprächspartner oft den Wind (und die Aggression) aus den Segeln und verschafft dir eine Gnadenfrist, in der du dich unter Umständen zu den Fakten hinter der Ablenkung vertraut machen kannst. Damit lässt du dir die Führung nicht aus der Hand nehmen und bleibst souverän.
Wie sieht es bei dir aus – hast du solche Situationen im Gespräch schon erlebt? Hast du Inputs, wie man damit umgeht, ohne sich zu ärgern? In der Kommentarspalte hat es Platz für deine Tipps! #sharingiscaring
(Bild: Aaron Blanco)
1 Kommentar
Manche Menschen zielen gezielt auf die Schwächen des anderen, so brauchte es Mut zu sich zu stehen und seine Schwächen anzuerkennen und die Kontrolle und Führung zu übernehmen und das Gespräch in die tatsächliche Situation wieder zu lenken. Ich habe eine solche Situation erlebt. So habe ich begonnen mich mit der Kommunikation und meinem Selbstwert zu beschäftigen. Es hat sich gelohnt. Ich kann für mich einstehen, wie auch für Schwächere