Nachhaltigkeit – also achtsamer Umgang mit Natur, Ressourcen und Menschen – wird immer wichtiger. Das betrifft alle Branchen und damit auch Unternehmen, deren Geschäft sich um die Kleidung dreht. Dass Verbraucher und Verbraucherinnen immer genauer hinschauen, wenn es um die Herkunft von Produkten geht, hat sich herumgesprochen. Unternehmen, die nachhaltig sind, werden durch eine vertiefte Kundenbindung belohnt.
Davon möchte jeder profitieren, nur: Nicht jeder will dabei die Kosten und Mühen für echte, praktizierte Nachhaltigkeit auf sich nehmen. Wenn wenig reale «Gütesiegel» und vollmundige Versprechen das Einzige sind, was ein Unternehmen auf der Haben-Seite vorweisen kann, spricht man vom «Greenwashing». Wie echt ist Nachhaltigkeit im Einzelfall? Unternehmen ebenso wie ihre Kund*innen wünschen sich Massstäbe, die dabei helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Kennzahlen sind solche Kriterien und sie liefern echte Ergebnisse.
Kennzahlen für Nachhaltigkeit in der Modebranche
Die geläufigsten Angaben, die zur Nachhaltigkeit von Fashion-Marken gemacht werden, beruhen auf den Kennzahlen, die im Folgenden vorgestellt werden.
1) Carbon Footprint
Der sogenannte CO2-Fussabdruck misst die Treibhausgase, die für Produkte oder Tätigkeiten freigesetzt werden. Berücksichtigt wird nicht nur die reine Herstellung, sondern auch der Anbau und die Produktion von Zutaten oder Verpackungen und die Transportwege. Der Carbon Footprint lässt sich deutlich verkleinern, wenn Unternehmen auf lokale Ressourcen zurückgreifen, den Verbrauch senken und sich um eine Kürzung ihrer Lieferketten bemühen.
Bild: Gerade die Industrie hat einen hohen C02-Verbrauch.
2) Wasserverbrauch
Die Frage danach, wie viel Wasser für den Anbau von Fasern, die Produktion und Färbung aufgewendet wird, ist eine der wichtigsten überhaupt für die Modeindustrie. Denn hier begehen viele Hersteller und ihre Zulieferer echte Umweltsünden. Der Verbrauch lässt sich durch zwei separate Kennzahlen messen, nämlich den H2O-Index oder den Water Footprint, ein Gegenstück zum Carbon Footprint.
Bild: Wasser ist ein wichtiges Gut.
3) Soziale Fairness
Die Herstellung von Kleidung betrifft nicht nur Natur und Tierwelt, sondern auch die Menschen, die in den Herstellungsländern leben und arbeiten. Ein Grossteil der Produktion findet in Schwellenländern statt – auch deshalb, weil die Auflagen, Vorgaben und Kontrollen dort weit weniger streng sind als in Europa oder Nordamerika. Wie viel die Arbeiterinnen und Arbeiter wirklich verdienen, welche Arbeitsbedingungen vorherrschen und ob die grundlegenden Menschenrechte gewahrt sind, messen Organisationen wie Fair Wage Network oder Fair Labor Association.
Bild: Gute Mode ist fair.
4) Fasern und Materialien
Die verwendeten Materialien tragen zum Effekt von Mode beträchtlich bei – schädigen jedoch unter Umständen auch die Umwelt. Wasserverbrauch, toxische Eigenschaften und mögliches Recycling sind nur einige Kriterien, die angelegt werden, um die tatsächliche Nachhaltigkeit der Bestandteile von Mode zu messen. Nachschlagen lassen sich die Kennzahlen im Higgs-Index oder bei der Sustainable Apparel Coalition.
Bild: In allen Formen und Farben.
5) Recycling
Können entsorgte Kleidungsstücke, Schuhe und Accessoires recycelt werden? Die Wiederverwertung, ebenso wie das Angebot der Rücknahme, sind weitere Kennzeichen nachhaltig arbeitender Unternehmen. Hersteller*innen, die sich dem Global Recycling Standard verpflichtet fühlen, können sich das bescheinigen lassen, etwa durch den Cradle-to-Cradle-Zertifizierungsprozess.
Bild: Reuse, Recycle - alten Kleidern neues Leben schenken.
Gegen Fast Fashion – mit Kennzahlen
Unternehmen, die ihre sozialen und ökologischen Verpflichtungen ernst nehmen, haben eine Vorbildfunktion. Mode spielt eine wichtige Rolle, wenn es um den Schutz unserer Umwelt geht – und ist daher besonders in der Pflicht, wenn es darum geht, die Zukunft nachhaltiger zu gestalten.
Damit gelungene Nachhaltigkeit belegt werden kann, gibt es Kennzahlen – sie machen die führenden Akteure des nachhaltigen Modesegments sichtbar und geben damit Anreize – für Kund*innen und andere Unternehmen.