Waldbaden oder Shinrin-Yoku: ein Erfahrungsbericht - NIKIN CH

Waldbaden oder Shinrin-Yoku: ein Erfahrungsbericht

Durch den Wald gehen, abseits der Wege, in der Stille sein, Moss und Äste berühren und bewusst atmen: das ist Waldbaden. Das achtsame «Baden» im Wald stammt aus Japan, du kannst es aber auch in der Schweiz erleben. Wir haben es ausprobiert.

«Brauchen wir Schwimmzeug?» Fabian aus der TIKTok-Abteilung von NIKIN begleitet mich zum Waldbaden und fragt mich das vorab. Tatsächlich ist das «Baden» im Wort etwas irreführend. Daher sei dir gleich zu Beginn gesagt: Waldbaden kannst du in Vollmontur und ohne Schwimmweste. Denn es geht darum mit Achtsamkeit durch den Wald zu gehen und wie mir Tourguide Roland am Ende des Erlebnisses erklärt, «um das Runterkommen». Aha, alles klar. Aber beginnen wir doch am Anfang.

Roland und Peter

Mit dem Waldbüro Achtsamkeit lernen

Waldbaden kommt aus Japan und wird dort Shinrin-Yoku genannt. Wenn du zur Geschichte und den verschiedenen Anbietern mehr erfahren möchtest, empfehle ich dir diesen Artikel. Für unser erstes Waldbaden-Erlebnis haben wir uns für eine Tour vom Waldbüro entschieden. Roland (Bild oben, links) und Peter (Bild oben, rechts) bieten auf ihrer Webseite neben Waldbüroplätzen auch Waldbaden und Waldachtsamkeit-Touren an. Für die beiden ist das eine Herzensangelegenheit, wie mir Peter gleich zu Beginn lächelnd erklärt, denn: «Was man schätzt, dass schützt man. Deswegen möchten wir die Leute zurück in den Wald holen.» Der Wald für unser Erlebnis liegt bei Muhen AG. Die beiden professionellen Waldbotschafter (so steht es auf der offiziellen Visitenkarte) haben aber noch weitere Standorte.

Wald riechen

Moos anfassen und Rinde essen

Genauer Start für die Achtsamkeitstour ist ein Waldhaus. Von dort geht es entspannt weiter in den Wald hinein auf einem breiten, ausgelaufenen Weg. Dann biegt Peter plötzlich ab ins kniehohe Gestrüpp. Ich bin etwas überrumpelt und schaue etwas skeptisch, aber Roland meint: «Einfach nachher wegen den Zecken schauen.» Notiert. Tatsächlich lichtet sich das Gestrüpp nur wenige Meter in den «wilden» Wald hinein erheblich und nun gehe ich weich auf altem Laub und kleinen grünen Pflanzen. Unsere Tourguides ermuntern uns achtsam zu gehen, sprich jeden Schritt bewusst zu machen. Moos und Blätter sollen angefasst oder auch gerochen werden. Das erinnert etwas an die Kindheit, als ich stets neugierig war und mich mit den kleinsten Dingen stundelang beschäftigen konnte. Dann reicht mir Roland ein Stück Rinde und meint begeistert: «Holz kann man auch schmecken, so kannst du den Wald ganz anders wahrnehmen.» Noch begeisterter von diesem Vorschlag als Roland ist Fabian. Sein Kommentar: «Tu es für TikTok!»

 

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Mit wem muesch das mal usprobiere? 🌲#waldbaden #baden #forest #wald #erleben #erlebnis #adventure #relax #nikinclothing #fy #fyp #viral #schweiz

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Sich der Stille bewusst sein

Tatsächlich ist das Stück Holz ganz okay, vor allem da man es auch wieder ausspucken darf. Was jedoch als nächstes kommt, gefällt mir am besten und fällt wohl in die Kategorie traditionales Waldbaden. Unsere Tourguides holen kleine Matten hervor und weisen uns an für 10 Minuten still im Wald zu sitzen und bewusst zu atmen. Am Anfang bin ich noch etwas steif, aber dann entspann ich mich, lausche der Stille, die dann eigentlich doch nicht so still ist. Denn überall entdeckt man Geräusche, Leben und kleine Dinge, wie eine Spinne auf dem Waldboden, die ich zuvor übersehen hatte. Als ich das in der Gruppe erzähle, nickt Peter zustimmend und erklärt: «In einer Hand Erde sind über 7 Millionen Organismen. Ein Wald ist voll verstecktem Leben.»

Waldbild

Den Wald im Spiegel sehen

Nun geht es weiter, diesmal jedoch mit verbundenen Augen, um unseren anderen Sinnen zu verstärken. Danach erhalten wir einen kleinen Spiegel, welchen man entweder unter oder über die Augen hält. Auch bei dieser Übung geht es darum sich ganz auf den Wald und seine Sinne zu fokussieren. Zum Schluss gestalten wir zusammen ein Waldbild aus Ästen, Steinen und blättern.
«Na, wie fühlt ihr euch nach dem Waldbaden?», fragt Roland am Schluss in die Runde. Tatsächlich bin ich nach über einer Stunde im Wald entspannter als vorher und fühle mich sehr friedlich. «Der Wald hat diesen Einfluss auf uns. Nach bereits 10-15 Minuten im Wald schüttet der Körper Entspannungs-Hormone aus», erklären uns die beiden Waldbotschafter. Auf dem Heimweg fragt mich Fabian, ob ich wieder mal Waldbaden würde. Klar, denn es stimmt, der Wald holt einem runter. Aber das Rinden-essen werde ich nächstes Mal weglassen.
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