Zu Schnittblumen sind die Meinungen deutlich geteilt – auf der einen Seite die, die sich nur «lebende» Pflanzen ins Haus holen, auf der anderen die, die gern bunte, duftende Schnittblumen um sich haben. Welches nun der nachhaltigere Blumenstrauss ist, erfährst du im Blog.
Vor allem während der Wintermonate, wenn draussen das Wetter grau ist, ist ein Blumenstrauss ein leuchtender Farbtupfer in Wohnung und Büro. Auch als Mitbringsel ist ein nachhaltiger Blumenstrauss gern gesehen, zumal zu den klassischen «Geschenkdaten», wenn der Valentinstag und später der Muttertag vor der Tür stehen.
Woher kommt die Blütenpracht – und was ist ein nachhaltiger Blumenstrauss?
Der genauere Blick auf die Herkunft unserer Schnittblumen zeigt, dass viele von ihnen einen langen Weg zurückgelegt haben, bevor sie auf dem Markt oder beim Floristen zum Verkauf stehen. Die bei weitem beliebteste Schnittblume, die Rose, kommt überwiegend aus den Niederlanden – aber nicht nur. Fast 30% der verkauften Rosen kommt aus Sambia, 25% aus Äthiopien, mehr als 7% sogar aus Ecuador.
Die Probleme:
- Arbeitsbedingungen
- Umweltbelastung
- Lange Lufttransporte
Während in den Niederlanden europäische Arbeits- und Arbeitsschutzbedingungen herrschen, lässt sich dies auf Afrika oder Südamerika nicht übertragen. Lieferkettengesetze, die ein Nachverfolgen der Arbeitsbedingungen erzwingen, sind bislang noch recht lückenhaft – wer weiss also, unter welchen Bedingungen ein Arbeiter oder eine Arbeiterin in Ecuador oder Sambia mit dem Anbau der Blüten beschäftigt ist?
Ein nachhaltiger Blumenstrauss muss lokal sein
Arbeitszeiten und Löhne, aber auch der Einsatz von Pestiziden und Herbiziden, sind aus europäischer Sicht kaum kontrollierbar. Die leuchtend roten Rosen, die wir freudestrahlend heimtragen, haben also oft einen hohen Preis. Den zahlen jedoch andere. Auch sonst ist die Umweltbilanz der Langstrecken-Blumen nicht beeindruckend. Transportiert werden sie natürlich per Flugzeug und gekühlt, um «taufrisch» bei uns anzukommen. Das vergrössert den CO2-Fussabdruck der Blümchen nochmals ganz erheblich. Somit kann die Schnittblume aus Übersee schlecht für einen nachhaltigen Blumenstrauss genutzt werden.
Alternativen damit es mit dem nachhaltigen Blumenstrauss klappt
Man kann die Blumenzucht in Schwellenländern nicht pauschal in Bausch und Bogen verdammen, immerhin schafft sie Arbeitsplätze und Perspektiven. Dennoch bleibt die Frage: Wie kann man zu nachhaltigen Blumensträussenkaufen, wenn man auf Schnittblumen nicht verzichten will?
· Nachhaltiger Blumenstrauss: Fairtrade-Blumen
Auch bei Schnittblumen gibt es inzwischen organisierten Fairtrade – in diesem Fall stammen die Blüten von Farmen, die sich ihre Konditionen zertifizieren lassen. Dies betrifft sowohl den nachhaltigen Umgang mit der Umwelt als auch die Bedingungen der Beschäftigten: angemessenen Löhne erhalten, das Recht sich gewerkschaftlich organisieren dürfen und klare Anstellungsverhältnisse.
· Nachhaltiger Blumenstrauss: Bio-Blumen
Als Bio-Blumen dürfen sich Schnittblumen bezeichnen, die denselben Ansprüchen standhalten wie Bio-Obst oder Gemüse aus kontrolliert biologischem Anbau. Das heisst unter anderem, dass auf den Einsatz chemischer Giftstoffe, aber auch auf Kunstdünger verzichtet wird. Damit nicht genug, herrscht auf manchen Blumenfarmen grosse Artenvielfalt, so dass die unterschiedlichsten Insekten zum Zuge kommen.
· Nachhaltiger Blumenstrauss: Slow Flowers
Ein anderes Nachhaltigkeitskonzept ist dem Slow Food abgeschaut. Ähnlich wie bei Lebensmitteln sollen die Schnittblumen als Slow Flowers so regional und saisonal wie möglich umgesetzt werden. Wenn im Winter in der Schweiz keine Blumenzucht möglich ist, kooperieren die Händler mit Blumenzüchtern aus dem Tessin – oder aus Ligurien, dessen Küste als «Blumen-Riviera» wegen ihrer zahlreichen Gewächshäuser berühmt ist.
· Nachhaltiger Blumenstrauss: Blumensträusse nach Saison
Natürlich kann man sich seine Blumensträusse mit ein bisschen Geschick auch selbst zusammenstellen und dabei im Frühling und Sommer auf Wiesenblumen oder Blumen aus dem eigenen Garten zurückgreifen. Im Herbst ist die Reihe an Zweigen mit leuchtend buntem Laub, und wenn im Winter nichts mehr blüht, gibt es Immergrün wie Tannenzweige oder Ilex, das sich ab November schon weihnachtlich schmücken lässt und in der Vase lange frisch bleibt. Wer in der kalten Jahreszeit ein wenig Farbe im Wohnzimmer haben möchte, kann die schönsten Sommerblumen beizeiten trocknen – an einem kühlen Ort ohne direktes Sonnenlicht kopfüber aufhängen und einige Wochen abwarten!
Schnittblumen können nachhaltig sein!
Mit ein bisschen Überlegung muss man beim Griff zu einem bunten Blumenstrauss kein schlechtes Gewissen haben. Allerdings gehört dazu ein wenig Nachdenken – über die Herkunft der Blumen und liebgewordene Konsumgewohnheiten, die sich leicht ein bisschen ändern lassen. Denn mit Bio-Blumen oder Slow Flowers ist der prachtvolle Strauss zum Valentins- oder Muttertag kein Grund für schlechtes Gewissen!