Insektensterben: Kleine Geschöpfe, die grosse Lücken hinterlassen - NIKIN CH

Insektensterben: Kleine Geschöpfe, die grosse Lücken hinterlassen

Sie krabbeln über den Boden, bewegen sich im Wasser oder fliegen summend durch die Luft. Billionenfach leben sie fast unbemerkt unter uns. Doch sind sie erstmal weg, bemerken wir den enormen Verlust. Das Insektensterben: ein ernsthaftes Problem mit drastischen Folgen.

Insekten sind die artenreichsten und zahlreichsten Bewohner unseres Planeten. Über eine Million Insektenarten bewohnen die Erde zusammen mit uns – und sie stellen rund zwei Drittel aller Spezies! Die winzigsten von ihnen sind kaum millimetergross, die längsten messen gut einen halben Meter. In der Insektenwelt gibt es unscheinbare Exemplare ebenso wie bezaubernd schöne, beispielsweise Schmetterlinge, aber auch wenig sympathische Vertreter wie die gerade in Europa um sich greifende marmorierte Baumwanze, die hier keine Fressfeinde hat. Insekten sind Pflanzenfresser oder ausgesprochen gute Jäger – ob sie Netze spinnen oder blitzschnell über ihre Beute herfallen, wie es Gottesanbeterinnen tun, macht kaum einen Unterschied.

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Neben den Einzelgängern gibt es viele staatenbildende Insekten mit komplexen sozialen Strukturen, die wir noch immer nicht vollständig verstehen. Dazu gehören Ameisen, aber auch Wespen oder Bienen. Die meisten Insekten nehmen wir kaum wahr, es sei denn, wir „nutzen“ sie, wie im Fall der kommerziell gehaltenen Bienenvölker. Daher hat es viel zu lange gedauert, bis der dramatische Schwund der Insektenwelt ans Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangt ist. Denn der Insektenbestand geht zurück. Zum Beispiel in Deutschland sind in den letzten 25 Jahren drei Viertel (!) der Insekten-Biomasse verschwunden. Ganze Arten sind stark gefährdet – darunter viele Schmetterlinge und Wildbienen. Das Insektensterben ist in vollem Gange.

Was heisst Insektensterben?

Organisationen wie der WWF oder der Naturschutz Bund machen bereits seit längerer Zeit auf den Schwund unter den sechsbeinigen Mitbewohnern aufmerksam. Denn das Insektensterben hat Konsequenzen für uns alle. Insekten sind einerseits Bestäuber, ohne die die Landwirtschaft nicht auskommt, sie sind aber auch wichtiger Teil der Biosphäre, da sie verfallende Pflanzen und Aas beseitigen und Böden auflockern. Mindestens ebenso wichtig ist die Tatsache, dass es Tierarten, insbesondere Vogelarten gibt, die mit dem Verschwinden der Insekten ebenfalls aussterben werden. Bedenklich ist, dass das Insektensterben ALLE Arten betrifft. Die Gründe sind unschwer auszumachen.

Was verursacht den Insekten-Tod?

Langzeitstudien konnten nachweisen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Land- oder Waldnutzung und Insektensterben gibt. Stark bewirtschaftete, gedüngte und mit Pestiziden bzw. Herbiziden behandelte Flächen bedeuten den Tod – vor allem für Insekten, die keine langen Strecken zurücklegen. Die „Stubenhocker“ leiden auch dann, wenn sie eine relativ unberührte Fläche inmitten stark genutzten Kulturlands besiedeln können. Überall fehlen den Insekten Rückzugsorte: Brachland, Wiesen mit Wildblumen oder einfach nur der Feldrain, wie man ihn früher kannte, Hecken und Streuobstwiesen erlauben es den Insekten, Standorte und Nahrung zu finden. Industrielles Abmähen, womöglich zeitgleich auf riesigen Flächen, trägt zum Massensterben bei. Neben Insekten sind auch Kleinsäugetiere unter den Leidtragenden, Vögel ebenso.

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Unsere Städte sind lebensfeindlich – vor allem für Insekten

Auch in städtischen Gebieten wartet auf die meisten Insekten der Tod. Versiegelte Böden, Gärten mit importierten Pflanzenarten, die den Insekten keine Nahrung bieten, keine ungenutzten Wiesen oder offene Wasserflächen – und vor allem ständige Beleuchtung! Die Lichtquellen stören den Lebensrhythmus der Insekten, lassen sie bis zur Erschöpfung herumfliegen oder sind so heiss, dass die kleinen Lebewesen daran verbrennen.

Warum sind Insekten so wichtig?

Wir können es uns im wahrsten Sinne des Wortes nicht leisten, auf Insekten zu verzichten. Allein als Bestäuber in der Landwirtschaft erbringen Insekten alljährlich eine Leistung, die nur für Europa mehr als 14 Milliarden Euro ausmacht! Ohne Insekten bzw. Insektenvielfalt haben auch wir das Nachsehen. Wir müssten nicht nur auf Obst oder Gemüse verzichten, auch viele Blütenpflanzen und Bäume sind von der „Arbeitsleistung“ der Insekten abhängig – ganze Biotope würden verarmen, die komplexe Logistik der Nahrungskette würde ebenfalls zusammenbrechen. Denn zahlreiche Vogel- und Fischarten ernähren sich von Insekten.

Handlungsbedarf in Sachen Insektenschutz

Wie stark die Landwirtschaft zum Insektensterben beiträgt, lässt sich am Beispiel Deutschlands verfolgen. Doch man kann den Landwirten kaum die Lebensgrundlage entziehen. Daher muss jede Strategie zur Rettung der Insekten bei den Bauern einsetzen. Der Deutsche Bauernverband selbst setzt auf die Einrichtung von Blüh- und Brachstreifen. Aber auch der Einsatz von Insektiziden und Herbiziden muss schnellstens weiter eingeschränkt werden. Während in Frankreich die hochgiftigen Neonikotinoide bereits verboten hat, streitet man in Deutschland noch immer um Glyphosat, ein Gift, das nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch Menschen schleichend tötet. Experten räumen allerdings ein, dass ein Verbot allein nicht genug ist. Denn dann, so die Befürchtung, greifen Landwirte wiederum in den Giftschrank – und zu womöglich gefährlicheren Substanzen.

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Erste Schritte werden bereits unternommen

Vereinzelt gibt schon Ansätze zum Schutz der Biodiversität und damit auch der Insekten. Schweizer Bauern haben begriffen, dass Artenvielfalt auch einen Schutz vor Krankheiten und Schädlingen bietet. Eine umsichtige Landwirtschaft, kann Biodiversität fördern – durch die Öffnung von Flächen und die gezielte Kultivierung zahlreicher Arten. Dieser Ansatz steht einer industrialisierten Landwirtschaft mit ihren ausgebeuteten Böden und stromlinienförmigen, artenarmen Nutztierbeständen entgegen. Doch die Anhänger der nachhaltigen Landwirtschaft sind durchaus erfolgreich, und sie werden immer mehr.

Jeder von uns kann einen Beitrag leisten

Obwohl wir uns bei NIKIN vor allem mit nachhaltigen Materialien der Modeindustrie befassen und gegen die globale Waldabholzung ankämpfen, ist es wichtig, auch in anderen Lebensbereichen nachhaltig zu denken. Wir wollen die Menschen motivieren, ihren Lebensstil zu überdenken und ihn womöglich nachhaltiger zu gestalten. In unseren Blogs sprechen wir aber nicht nur über die obengenannten Themen, sondern auch über diverse andere interessante Aspekte der Natur – in diesem Blog sprechen wir über das globale Insektensterben. Mit minimalen Umgestaltungen unserer Lebens- und Konsumgewohnheiten und mehr Achtsamkeit können wir alle dazu beitragen, die für uns so wichtigen Insekten so zu schützen, wie sie es verdienen, und wir es brauchen!

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