Bäume haben beeindruckende Fähigkeiten: Sie reinigen die Luft, speichern Wasser, fördern die Biodiversität und bringen Leben in unsere Umgebung – selbst in den urbanen Raum. Doch in Städten fehlt es oft an Platz für grosse Wälder. Genau hier kommt das Konzept der Tiny Forests ins Spiel.
Kleiner Wald, grosse Wirkung: Tiny Forests erklärt
Ein Tiny Forest ist ein Miniwald, der auf kleinsten Flächen – manchmal kaum grösser als ein Tennisplatz – angelegt wird. Ob auf Verkehrsinseln, in Gärten, Parks oder auf Brachflächen: Dieses innovative Konzept ermöglicht es, selbst in dicht bebauten Gebieten grüne Oasen zu schaffen. Doch ein Tiny Forest ist viel mehr als nur ein kleiner Wald. Mit der richtigen Methode kann sich auf kleinstem Raum ein funktionierendes Ökosystem entwickeln, das nicht nur der Natur hilft, sondern auch die Gemeinschaft zusammenbringt.
Die Wurzeln der Tiny Forests: Von Asien in die Welt
Die Idee hinter den Tiny Forests stammt aus den 1970er-Jahren und wurde vom japanischen Ökologen Akira Miyawaki entwickelt. Deshalb wird das Konzept auch oft als Miyawaki-Methode bezeichnet. Ursprünglich in Asien entstanden, hat sich die Tiny Forest-Bewegung seit den 2010er-Jahren weltweit verbreitet – insbesondere in Europa.
In den Niederlanden wurden bereits über 300 Tiny Forests gepflanzt, oft als gemeinschaftliche Aktionen mit Schulen, Kindergärten oder Vereinen. Auch in Grossbritannien engagiert sich die Organisation Earthwatch für Tiny Forests und bringt sie an Schulen und öffentliche Plätze. Mittlerweile gibt es auch in der Schweiz Beispiele für Tiny Forests, etwa in Zürich oder auf dem Campus der Fachhochschule in Rapperswil.
Warum Tiny Forests? Die Vorteile auf einen Blick
Wie alle Wälder tragen Tiny Forests zur Verbesserung unseres Lebensraums bei: Sie kühlen die Luft, speichern Wasser und unterstützen die lokale Biodiversität. Darüber hinaus bieten sie zahlreiche weitere Vorteile:
- Platzsparend: Positive Effekte von Wäldern werden auf kleinster Fläche gebündelt.
- Geringer Pflegeaufwand: Nach der Pflanzung benötigen Tiny Forests wenig Pflege.
- Kein Kunstdünger: Die Methode kommt ohne chemische Zusätze aus.
- Schnelles Wachstum: Die meisten Setzlinge wachsen schneller als in herkömmlichen Wäldern.
- Autarke Ökosysteme: Innerhalb weniger Jahre entwickeln sich stabile, sich selbst erhaltende Wälder.
- Heimische Vielfalt: Es werden einheimische Baum- und Straucharten verwendet, die ideal auf die Region abgestimmt sind.
- CO₂-Speicherung: Tiny Forests absorbieren bis zu 30-mal mehr CO₂ als Monokulturplantagen.
- Schutz vor Lärm und Feinstaub: Die dichte Bepflanzung wirkt wie ein natürlicher Filter und Schallschutz.
Tiny Forests leisten also nicht nur einen ökologischen Beitrag, sondern sind auch ein starkes Symbol für gemeinschaftliches Handeln.
Wie Tiny Forests entstehen
Ein Tiny Forest besteht aus einer Mischung verschiedener Baum-, Strauch- und Pflanzenarten, die auf die Boden- und Klimabedingungen der jeweiligen Region abgestimmt sind. Zu Beginn werden etwa drei Baumsetzlinge pro Quadratmeter gepflanzt. Dieser hohe Konkurrenzdruck sorgt dafür, dass die Pflanzen schneller wachsen, um Licht und Nährstoffe zu erhalten. Innerhalb von nur drei bis fünf Jahren kann so ein stabiler Miniwald entstehen.
Nach der Anfangsphase reguliert sich das Ökosystem von selbst: Schwächere Pflanzen sterben ab, während die übrigen Bäume mehr Raum haben, um sich zu entfalten. Dieser Prozess wird als natürliche Selbstausdünnung bezeichnet.
Jede Baum- und Strauchart erfüllt dabei eine wichtige Funktion im Ökosystem: Manche Arten binden Feuchtigkeit, andere schützen vor Schädlingen, und wieder andere sorgen für eine schnelle Humusbildung. Schon kurze Zeit nach der Pflanzung wird der Wald zu einem Lebensraum für zahlreiche Tierarten – und entwickelt sich innerhalb von etwa 30 Jahren zu einem funktionierenden Ökosystem, für dessen Entstehung ein herkömmlicher Wald rund 200 Jahre benötigen würde.
Tiny Forests: Gemeinsam etwas bewegen
Tiny Forests sind nicht nur für die Natur, sondern auch für die Gemeinschaft eine Bereicherung. Oft entstehen sie durch partizipative Pflanzaktionen, bei denen Schulen, Vereine oder ganze Nachbarschaften zusammenarbeiten. Besonders für Kinder sind diese Aktionen eine tolle Möglichkeit, die Natur besser zu verstehen und ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu entwickeln. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, viele kleine Wälder in unsere Städte und Dörfer zu bringen – Baum für Baum, #treebytree!