Die Pilzsaison ist eröffnet – im September und Oktober hat man die besten Chancen, auf der Pilzsuche erfolgreich zu sein. Dabei ist aber Vorsicht und Expertenwissen geboten. Doch was sind Pilze eigentlich?
Mit Pilzen kennen wir uns aus – oder? Die meisten Menschen würden auf Befragen vermutlich, ohne zu zögern sagen, dass ihre Speisepilze eine Art Gemüse seien. Bei der Backhefe wird es dann schon kniffliger, denn auch sie gehört zu den Pilzen. Aber was sind Pilze tatsächlich?
Ein eigenes Reich
Die äusserst vielseitigen „Fungi“ sind weder Pflanzen noch Tiere, sondern bilden eine dritte Gruppe. Wie Pflanzen sind sie ortsgebunden, da sie aber nicht fähig sind, sich durch Photosynthese zu „ernähren“, lassen sie sich organische Substanzen schmecken. Ganz genau, Pilze „essen“, wenn man so will – mithilfe von Enzymen.
Die artenreichen Lebewesen stehen Tieren – und damit auch uns – näher als Pflanzen, aber noch immer sind sie nicht hinreichend erforscht. Von den geschätzten 5 Millionen Pilzarten sind rund 100‘000 ausführlicher beschrieben. Zu den bekannten Pilzen gehören Ständerpilze, darunter auch unsere Speisepilze, aber auch Einzeller, von denen die Backhefe einer ist.
Der eigentliche Pilz lebt unterirdisch
Wenn wir bei dem, was auf den Teller landet, von Pilzen sprechen, liegen wir eigentlich nicht richtig – denn die sogenannten Ständerpilze sind lediglich Fruchtkörper. Der Pilz, das ist das sogenannte Myzel, ein Flechtwerk feiner Fäden im Boden. Sind die Bedingungen günstig, treibt das Myzel die oberirdischen Schirmchen aus, die uns so gut schmecken. Dazu muss auf eine warme Periode genug Niederschlag folgen, um die Reife des Fruchtkörpers bis zur Abgabe der Sporen zu gewährleisten. Die meisten Pilze vermehren sich asexuell, auch wenn eine Gattung schon weiter ist und über Keimzellen verfügt.
Die Mykorrhiza: Symbiose mit Pilzen
In der Natur haben die vielseitigen Bewohner des Reichs der Fungi eine äusserst wichtige Funktion. Sie leben häufig in Symbiose mit anderen Pflanzen, vor allem Bäumen. Beide Partner profitieren von diesem Zusammenleben. Der Pilz umgibt als Mykorrhiza die Pflanzenwurzeln mit den Fäden des Myzels, vergrössert dadurch deren Oberfläche und unterstützt die Wirtspflanze bei der Aufnahme von Wasser und Nährstoffen. Auch vor Krankheiten schützt der Pilz den Baum im Untergrund. Dafür zeigen sich Bäume erkenntlich: Sie teilen die bei der Photosynthese anfallenden Kohlenhydrate mit dem Pilz. Die Symbiose ist nur in wenigen Fällen auf bestimmte kooperierende Arten beschränkt – sowohl der Baum als auch der Pilz können vielseitig aktiv sein, und das Geflecht des Myzels verbindet unterirdisch oft zahlreiche Bäume miteinander. Ein soziales Netzwerk, ähnlich wie Social Media.
Für die Pilze bedeutet dies: Leidet der Wald, ist auch diese Lebensform bedroht. Pilze und Bäume verabschieden sich gemeinsam aus einem gestressten Ökosystem. Nur durch eine Rückkehr zu einer naturnahen Waldwirtschaft und konsequentem Klima- und Naturschutz kann der Artenreichtum der Wälder erhalten werden.
Pilze selbst bestimmen und sammeln
Zu den Fruchtkörpern der Pilze im Wald gehören zahlreiche beliebte Speisepilze – aber auch hochgiftige Arten. Wer sich nicht gut auskennt, kann leicht einer Verwechslung erliegen. Hinlänglich bekannt ist der grellrote Fliegenpilz, doch auch andere Arten können beim Verzehr schlimme Folgen haben. Pilzkenner empfehlen Anfängern, zunächst nur Röhrlinge zu sammeln, denn Lamellenpilze werden leicht verwechselt – oft sind Vergiftungen die Folge, wenn ein Knollenblätterpilz für einen Wiesenchampignon gehalten wird. Im Zweifelsfall ist die nächste Pilzprüfstelle der geeignete Ort, um die Beute zu sichten.
Wer Pilze nicht selbst sammeln möchte, erhält Speisepilze in guter Qualität auf dem Markt. Dazu gehören die delikaten Steinpilze, die leuchtend gelben Pfifferlinge, im Herbst aber auch die unterirdisch gedeihenden Trüffel, die durch ihr intensives Aroma schon schlichte Pasta oder Rührei in eine Delikatesse verwandeln. Auch frische Champignons bieten Geschmackserlebnisse, die jede Konserve weit hinter sich lassen.
Egal zu welchem Pilz man greift: Frisch sollte er sein. Denn zu Pilzvergiftungen kommt es vor allem durch vollkommen normale Speisepilze, die schlichtweg zu alt und verdorben sind. Das Eiweiss des Fruchtkörpers zerfällt schneller als tierische Proteine, und was von aussen noch ganz gut aussieht, gammelt im Inneren schon. Knackig und duftend sollte ein frischer Pilz sein. Dann kann man unbesorgt zugreifen.
Pilze sind schützenswert!
Unser Engagement für den Wald geht über das blosse Baumpflanzen hinaus! Wir möchten dazu anregen, bestehende Ökosysteme durch nachhaltiges und umweltfreundliches Handeln zu schützen. So sind Pilze zum Beispiel nicht aus einem Wald wegzudenken, aus ästhetischen wie auch aus funktionellen Gründen! Unser Verhalten kann dieses Wunder der Natur erhalten – durch bewussten Konsum und umweltbedachtes Entscheiden.