Baum Symbolbild

Die Sprache der Bäume – wie Bäume und Pflanzen miteinander kommunizieren

Obwohl Bäume anders sind als wir, kommunizieren sie auf ihre eigene Art und sind Teil eines intelligenten und sozialen Kosmos zusammen mit Pilzen und anderen grünen Arten. Pflanzen kommunizieren, schützen sich gegenseitig und passen sich aneinander an. Wie das funktioniert, erfährst du im Blog.

Eine belebte Natur, in der alle Pflanzen Teil eines grossen Ganzen sind, sich austauschen, verteidigen, vielleicht sogar Furcht oder Freude empfinden? Das ist nicht der Ent-Wald in Tolkiens Mittelerde, sondern jeder ganz normale, relativ naturbelassene Wald. Forscher wie Peter Wohlleben lenken schon seit Jahren Aufmerksamkeit darauf, dass Pflanzen durchaus kommunizieren – nur tun sie das ganz anders als Tiere oder Menschen. Durch die Arbeit von Biologen, Botanikern und sogenannten Pflanzen-Neurologen ist nachgewiesen worden, dass das WWW der Bäume, das Wood Wide Web, in der Tat existiert und dem Internet vergleichbar ist, auch hinsichtlich seiner Komplexität. Bäume warnen einander vor Gefahren, betreiben „Brutpflege“ und sind sogar in der Lage, sich mit Tieren zu verständigen.

Baum im Licht

Das Wurzelhirn der Bäume

Bereits Charles Darwin verglich die Wurzeln von Pflanzen und vor allem die sensitive Wurzelspitzen mit dem Gehirn niedriger Lebewesen und sprach von der kraftvollen Beweglichkeit von Pflanzen. Aktuelle Forschung gibt ihm Recht. Tief unter der Erde sammeln Wurzeln Informationen, die an die Blätter hoch oben weitergegeben werden – etwa im Fall von Trockenheit. Der Baum wird zumindest einen Teil des Laubs „stilllegen“, um mit dem Wassermangel klarzukommen. Umgekehrt signalisieren die Blätter dem Wurzelwerk das Wetter hoch oben, und versorgen die Wurzeln dank des Prozesses der Photosynthese mit Nährstoffen in Form von Zucker.

Baumblätter

So sprechen Bäume miteinander

Die Wahrnehmungsfähigkeit der Wurzelspitzen wurde von der kanadischen Forstwissenschaftlerin Suzanne Simard erstmals nachgewiesen und von dem Bonner Zellbiologen Frantisek Baluska bestätigt. Die Wurzeln begnügen sich jedoch nicht damit, Monologe mit dem eigenen Blätterdach zu halten – über das Netzwerk der Wurzeln stehen Bäume auch untereinander in Kontakt. So erkennen sie, wenn in ihrer Nähe ein Artgenosse wächst, beide Bäume stimmen ihr Wachstum aufeinander ab, um sich nicht ins Gehege zu kommen. Schösslinge aus den eigenen Samen erkennt ein Baum gleichfalls und lässt ihnen Nährstoffe zukommen. Als Mittler dienen neben den eigenen Wurzeln vor allem Pilze.

Wurzeln

Informationsaustausch über das Myzel von Waldpilzen

Die Pilzkörper, die oberhalb des Bodens sichtbar werden, sind dabei nur ein geringer Teil des Pilzes. Unterirdisch verläuft das Netz des Myzels, das hunderte von Metern Ausdehnung erreichen kann. Das Myzel ist der Informationsträger des Waldes, Baum und Pilz profitieren beide von der Impulsübermittlung. Der Baum versorgt Pilze mit Zucker, während der Pilz dem Baum Nährstoffe aus dem Boden aufbereitet, zu denen die Pflanze aus eigener Kraft nicht oder nur mit Mühe Zugang hätte. Ebenfalls Suzanne Simard verdanken Wissenschaftler den Nachweis, dass und wie weit dieser Nährstofftransfer stattfindet – mit radioaktiven Kohlenstoffteilchen konnte die Forscherin das Ausmass ebenso demonstrieren wie die Tatsache, dass auch artfremde Bäume davon profitieren.

Pilze

Fressfeinde managen – mit pflanzlichen Giften und Lockstoffen

Dass Pflanzen nicht nur mit anderen Pflanzen „reden“, sondern auch mit Tieren in Wechselwirkung stehen, ist mittlerweile auch bekannt – vor allem auf Frassschädlinge reagieren sie rasch und oft erstaunlich effektiv. Die gesteigerte Produktion eigener Giftstoffe kann sogar Grosssäugern zum Verhängnis werden, wenn sich ein ansonsten „geniessbarer“ Baum über Gebühr bedroht sieht. Auch gegen Raupen setzen sich Pflanzen zur Wehr. So übermitteln Eichen an die Bäume in ihrer Nachbarschaft Signale, wenn sie von den Raupen des Prozessionsspinners befallen werden, und der Wilde Tabak kurbelt seinen Nikotingehalt an. Die Tabakpflanze kann sogar Nützlinge wie Eidechsen anziehen, wenn die Raupen anders nicht zu kontrollieren sind. Wie der Direktor des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie in Jena, Ian Baldwin, herausfand, erkennt die Tabakpflanze am Speichel der Raupen, mit wem sie es zu tun hat.

Baum am Wasserfall

Wälder im Dokumentarfilm – alles andere als Statisten

Anschaulich vermitteln Dokumentarfilme, wie gut das Kommunikationsnetz des Waldes funktioniert – und verdeutlichen dabei auch gleich die Schäden, die umgekehrt durch Monokulturen entstehen. Ein Nutz-Forst ist eine Monokultur, der das komplexe Geflecht des Wood Wide Web fehlt. Er entbehrt den gegenseitigen Schutz und die Versorgung mit lebensnotwendigen Nährstoffen, aber auch Licht und Wasser, die Bäume, selbst artfremde, miteinander teilen. Darüber hinaus gelingt der Blick auf die Geheimnisse des Waldes aus einer für uns ungewohnten Perspektive – nämlich der der Pflanzen selbst.

Auch wir stehen in Verbindung mit Bäumen! Erfahre jetzt, wann der nächste NIKIN TreePlantingDay ist und lerne unser Waldengagement besser kennen.

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